Gedenktafel für letzte Hinrichtung wegen «Sodomie» in Frankreich

Heute feiern wir bei einem feinen Mittagessen den 85. und 80. Geburtstag der Eltern meines Freundes. Und ich blende heute in meinem Sonntagsblog fast 300 Jahre zurück nach Frankreich … für Bruno und Jean war es undenkbar, gemeinsam als Paar an einem Familienfest zu feiern.

Es ist der 4. Januar 1750 in Paris: Bruno Lenoir und Jean Diot werden kurz vor Mitternacht festgenommen. Die beiden jungen Männer wurden bei «unanständigen und inakzeptablen Handlungen» auf frischer Tat ertappt. Sechs Monate später werden sie wegen «Sodomie» verurteilt und auf dem Place de Greve öffentlich verbrannt.

Der Anwalt E.J.F. Barbier berichtete über die Hinrichtung am 6. Juli 1750:

Heute am 6. um 5 Uhr abends wurden auf dem Place de Greve öffentlich verbrannt diese zwei Arbeiter: ein Zimmermann und ein Fleischer-Gehilfe im Alter von 18 und 25 Jahren, die des Nachts in flagranti auf der Strasse erwischt wurden, wie sie das Verbrechen der Sodomie begingen.

Die Hinrichtung der Beiden ist die letzte bekannte Hinrichtung wegen Homosexualität in Frankreich. Und in Gedenken daran wird heute in Paris im 2. Arrondissement an der Ecke der Rue Bachaumont und Rue Montorgueuil eine Gedenktafel angebracht.

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Demo anfangs Oktober in Paris: Lesben und Schwule könnten Kinder schon bald im Einkaufswagen abholen können …

Die Kriminalisierung der Homosexualität wurde in Frankreich 1791 beendet – und 1942 unter der Vichy-Regierung wieder eingeführt und erst 1982 unter François Mitterrand wieder abgeschafft. Nach heftigen Widerstand der konservativen Opposition und der katholischen Kirche öffnete die französische Regierung 2013 unter Präsident François Hollande als 14. Land weltweit die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Und noch immer wird  – letztmals anfangs Oktober – gegen die Gleichbehandlung von Homosexuellen demonstriert. So versammelten sich nach Polizeiangaben 70’000 Menschen um insbesondere gegen die künstliche Befruchtung von Lesben zu demonstrieren – die in Frankreich trotz der Öffnung der Ehe noch immer verboten ist.

Apropos Hinrichtung: Am 10. Juni 1566 wird Bartholomé Tecia, ein 15-jähriger Schüler aus dem Piemont, für das Verbrechen der Homosexualität verurteilt und in Genf in der Rhone ertränkt. Auf den Tag genau 447 Jahre nach seiner Verurteilung wurde im letzten Jahr in Genf eine Gedenktafel enthüllt. Sie erinnert nicht nur an dieses historische Ereignis sondern enthält auch eine Botschaft der Hoffnung – der Hoffnung auf eine universelle Anerkennung der Menschenrechte.