Es wird besser

In dieser Woche: Eine Ohrfeige des Bundesrates, Regenbogenfamilien, «Ehe für alle» und die Mitgliederversammlung des Vereins «Es Wird Besser» …

Es war irgendwie anfangs 2011 als ich erstmals vom amerikanischen «It Gets Better-Project» gehört habe: Menschen erzählen via Videobotschaft von ihrem Coming-out und machen so Menschen Mut, die mit ihren Gefühlen (noch) nicht klar kommen.

Denn: Diskriminierung – sogar Hass – den Trans*, Lesben und Schwule tagtäglich in der Schule, am Arbeitsplatz und während der Freizeit spüren, ist gerade in der Phase des Coming-out schlimm. So zeigt eine Studie aus dem Jahr 2009, dass junge Homosexuelle ein zwei- bis zehnmal höheres Suizidrisiko aufweisen als gleichaltrige Heterosexuelle. Und bei Trans* ist das Selbstmordrisiko noch höher.

Fabio Huwyler fand die Idee von «Es wird besser» nicht einfach gut, er wurde zum aktiven Mitstreiter. So hat er nicht nur eine Videobotschaft mit einer Bundesrätin aufgenommen, sondern auch eine tolle Website gebaut, sich mit dem Original in den USA vernetzt – und wurde auch erster Präsident des Vereins «Es Wird Besser Schweiz», den wir im November 2012 in Bern gegründet haben.

Es macht mich richtig stolz, dass aus meiner anfänglichen «Schnapsidee» ein Projekt entstanden ist, das für die translesbischwule Community sehr wichtig ist und seinen Platz gefunden hat. Ich werde nun in den Hintergrund treten – meine letzte Amtshandlung als Vorstandsmitglied wird sein, die Rechte der Domain eswirdbesser.ch auf den Verein zu übertragen …

«Liebe ist etwas ganz wichtiges! Jeder Mensch hat das Recht, Liebe und auch die eigene Sexualität leben zu können!» Diese Sätze sprach Bundesrätin Simonetta Sommaruga lächelnd für «Es Wird Besser Schweiz» in die Kamera. Schöne Worte, sie versteht uns!

Doch: Letzte Woche musste ich in der Zeitung lesen, dass der Bundesrat keine Probleme darin sieht, den traditionellen Ehebegriff in der Bundesversammlung zu verankern. Er unterstützt also weiterhin die Initiative «Für Ehe und Familie» der Partei mit dem Buchstaben C im Namen – der notabene für «christlich» steht. Mit der Initiative will die CVP «Familien stärken», indem Kinder- und Ausbildungszulagen steuerfrei werden und die Heiratsstrafe abgeschafft wird. Und gleichzeitig verlangt die Initiative aber noch, dass in der Bundesverfassung die Ehe ausdrücklich als eine Verbindung von Mann und Frau definiert wird. Damit wird allerdings die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare auf Jahre hinaus verbaut.

Fachpersonen schätzen, dass in der Schweiz bis zu 30’000 Kinder bei Schwulen und Lesben aufwachsen. Unsere Forderung «Ehe für alle» ist also alles andere als abwegig.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Vereins «Es Wird Besser Schweiz» stellte Maria von Känel den Mitgliedern den Dachverband Regenbogenfamilien» vor – und bestätigte, was wir schon wissen: Kinder aus Regenbogenfamilien gedeihen genau so gut wie Kinder aus konventionellen Familien. Seit über 25 Jahren werde die Entwicklung von Kindern, die bei gleichgeschlechtlichen Eltern aufwachsen, erforscht: Entscheidend für das Wohlergehen der Kinder ist die Beziehungsqualität und das Klima in der Familie, nicht das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung der Eltern.

Es kann und darf nicht sein, dass Kinder unter Gesetzeslücken leiden, nur weil sich Ewiggestrige abwertend gegenüber Lebens- und Familienformen verhalten, die aber in unserer Gesellschaft längst Realität sind.