Wenn ich gerade auf der Website des ‹Blick› den Artikel «Tanz auf dem Regenbogen» durchlese, kommt bei mir das Gefühl auf, dass das Geschwafel über «fehlgeleitete Hirnlappen» von SVP-Nationalrat Toni Bortoluzzi doch noch «was» positives ausgelöst haben könnte.
Da steht doch – und ich reibe mir am frühen Morgen die müden Augen – tatsächlich:
Die BDP ist für die Homo-Ehe. Die CVP reaktiviert eine homosexuelle Gruppe. Und der SVP laufen wegen Bortoluzzi die Mitglieder davon.
«Wir haben mehrheitlich negative Reaktionen erhalten. Einige SVP-Mitglieder sind sogar aus der Partei ausgetreten», wird der Zürcher Kantonalpräsident Alfred Heer vom ‹Blick› zitiert. Und die Zeitung macht den Bogen zu anderen Parteien:
Dass sich die SVP von Bortoluzzi distanziert, zeigt: Selbst konservative Parteien können sich heute nicht mehr erlauben, Schwule und Lesben zu beleidigen. Denn die vielen homosexuellen Wählerinnen und Wähler sind für die Parteien nicht unerheblich. Wer bei ihnen ankommt, kann auch bei den Wahlen im Herbst 2015 punkten.
Ob die BDP nur deshalb sich nun für die Öffnung der Ehe und für das Recht auf Adoption für gleichgeschlechtliche Paare positioniert, ist mir nicht bekannt. «Wir sind eine gesellschaftsliberale Partei», kommentiert BDP-Präsident Martin Landolt gegenüber dem ‹Blick› die doch für eine bürgerliche Partei radikale Position.
Damit setzen sich von links nach rechts die SP, die Grünen, die Grünliberalen und die BDP für die vollständige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare ein. Die FDP definiert sich bei diesen Fragen zaghaft und zögerlich. Und ach ja: Gemäss ‹Blick› habe die CVP die Fachgruppe ‹Homosexualität› reaktiviert – das ist notabene die Partei, die mit ihrer Initiative «Heiratsstrafe» die Ehe in der Bundesverfassung als Verbindung zwischen Mann und Frau definieren will …
So weit so gut! Werfen wir noch kurz einen Blick auf die Kommentare zum ‹Blick›-Artikel – um doch grad wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden. Es gibt sie doch, die vielen kleinen Bortoluzzis. Drei Beispiele von Menschen, die sicher auch wählen dürfen:
Es liegt mir fern, Schwule und Lesben beleidigen zu wollen. Es sind Menschen wie Du und Ich. Allerdings habe auch ich die Meinung, dass ein Kind einen Vater und eine Mutter braucht.
Die Homos haben schon genug rechte. Sie der normalen Ehe gleichzustellen oder Homo Heirat und Kinder haben können, geht dann doch zu weit. Scheinbar wird vergessen, dass es auch noch Heteros gibt. Sonst würde die Bevölkerung ja aussterben.
Nur weil homo trendi zu sein scheint hat herr bortoluzzi noch lange nicht unrecht. im gegenteil. einer muss ja mal klartext reden.