Herr Bortoluzzi, was soll das?

Wie ich mich ärgere! Da darf doch ein vom Volk gewählter Politiker von homosexuellen Menschen behaupten, dass sie einen «verkehrten Hirnlappen» hätten. Da verdreht ein Volksvertreter ungestraft Tatsachen und verleitet seine Wählerinnen und Wähler zu Hass gegen Menschen.

Wir Homosexuellen sind ein Teil dieser Gesellschaft und leisten unseren Beitrag dazu, wie jeder andere Mensch auch. Nur das junge Schwule und Lesben eine deutliche höhere Selbstmordrate aufweisen als heterosexuelle Altersgenossen. Herr Bortoluzzi, ich mache sie als gewählter Volksvertreter direkt verantwortlich, dass verbale und sogar körperliche Attacken gegen Schwule und Lesben in den letzten Jahren wieder zugenommen haben. Ihre Sprüche von «verkehrten Hirnlappen» verleiten nämlich zur Annahme, dass Hass in Ordnung ist.

Ihre Partei strebt gemäss Statuten die «Zusammenarbeit unter den aufbauwilligen Kräften des Schweizervolkes auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Toleranz» an. Herr Bortoluzzi, Achtung und Toleranz kommt aber offensichtlich in ihrem Wortschatz nicht vor.

Und ist es nicht sogar so, dass diese beiden Wörter auch bei anderen Politikern und Politikerinnen unbekannt sind? Oder warum fehlt in der Schweiz noch immer ein Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität? Der Alltag von gewissen – gewählten Volksvertreterinnen und ‑vertreter – trottet eben nicht nur vor sich hin. Er dreht sich sogar im Kreis.