Leelah

Vor genau einer Woche wirft sich die 17-jährige Leelah im US-Staat Ohio vor einen Sattelschlepper. Den Abschiedsbrief veröffentlichte sie im Internet, wo er sich in den letzten Tagen millionenfach verteilte.

Und die Solidarität mit Leelah – nach ihrem Tod notabene – ist riesig. Sogar der ‹Blick› berichtete, eine Boulvardzeitung, die sonst im Umgang mit Transmenschen nicht unbedingt sensibel («New Yorks erste Feuerwehr-Transe: Sie löscht mit dem Schlauch») umgeht.

Bitte seid nicht traurig, es ist besser so. Das Leben, das ich gelebt habe, ist es nicht wert zu leben … weil ich trans* bin.

Zerbrochen ist Leelah an ihren religiösen Eltern, die sie nicht akzeptieren konnten und zu «Therapeuten» brachten.

Aber nur zu christlichen Therapeuten (die alle sehr parteiisch waren). Also habe ich eigentlich nie die Therapie bekommen, die ich brauchte. Ich fand nur noch mehr Christen, die mir sagten, dass ich egoistisch sei, unrecht hätte und Hilfe in Gott finden sollte.

Bleibt zu hoffen, dass wir – die sogenannte «Gesellschaft» – bemerken, dass es da draussen unzählige ‹Leelahs› gibt: 40 Prozent der Transpersonen machen im «zivilisierten» Europa Gewalterfahrungen; 50 Prozent meiden aus Angst bestimmte Strassen oder Gegenden. In 20 Ländern der EU – und nicht etwa in irgendwelchen Bananenrepubliken – wird vor anpassenden Operationen die Sterilisation verlangt. Eine Selbstdeklaration über das eigene Geschlecht gibt es nur in Dänemark – ausserhalb von Europa – und in Argentinien, wo mit der Gesetzgebung als Vorreiter für Transrechte weltweit gilt.

Die einzige Möglichkeit in Frieden zu ruhen ist für mich, wenn eines Tages Transmenschen nicht mehr auf die Art und Weise behandelt werden, wie ich es wurde.

Transmenschen können sich in der Schweiz an Beratungspersonen u.a. bei folgenden Institutionen wenden: Transgender Network Switzerland, Checkpoint Zürich und Waadt, Aidshilfe St. Gallen sowie Universitätsspital Zürich (Gender-Dysphorie-Team). Die Notfallnummer 143 und die Kriseninterventionszentren stehen LGBT-Menschen natürlich ebenfalls offen.