«Marsch für Gleichberechtigung» in Kiew

Während wir uns in der Schweiz auf eine Pride in Zürich unter dem Motto «Gleichstellung ohne Grenzen» und auf eine Pride im Wallis – hier ist der der grösste «Feind» ein katholischer Bischof – vorbereiten, konnten gestern in der ukrainischen Hauptstadt eine Gruppe von rund 200 Lesben, Schwulen und Trans* unter Polizeischutz ein Zeichen gesetzt.

10349221_1118460588170509_8404433537128418470_n

«Marsch für Gleichberechtigung» in Kiew. Foto: Facebook

Dabei kam es beim «Marsch für Gleichberechtigung» in Kiew zu schweren Ausschreitungen zwischen Rechtsradikalen und der Polizei. Zwei Polizisten wurde verletzt, mindestens 20 gewaltbereite Personen wurden festgenommen. Der Polizei gelang es nur mit einem grossen Aufgebot die «Kiev Pride 2015» zu schützen. Bereits im Vorfeld hatten die Polizei und auch Bürgermeister Vitali Klitschko die Veranstalter der Pride um eine Absage gebeten, die auf ihr Demonstrationsrecht allerdings nicht verzichten wollten.

Die Münchener Stadträtin Lydia Dietrich ist mit weitern Politikerinnen und Politikern mitmarschiert und postete gestern auf Facebook:

Pride hat stattgefunden! Über 200 Teilnehmer. Polizeipräsens war immens. Dennoch konnte rechte Gruppen in die abgesperrte Zone und Leuchtraketen werfen. Ein Polizist wurde schwer verletzt. Nach dem March gab es Jagd auf uns durch die Rechten und kein Schutz der Polizei. Aber jetzt sind alle sicher.

Und Werner Gassner von «Munich Kiev Queer» ergänzte gegenüber queer.de: «Nach der Demo mussten wir uns vor uns jagenden Nazis in einer Bank verstecken. Sind aber jetzt im Taxi und in Sicherheit. Freue mich, dass trotz allem der Pride March statt fand und so gut es ging geschützt wurde.»

Themenwechsel … Ich gebe es ja zu! Auch ich habe ein Profil bei PlanetRomeo. Und gestern Abend meldete sich plötzlich ein gesichtsloser Romeo mit der Frage:

Bist du transsexuell?

Auf meine Rückfrage hin bekam ich die Antwort:

Siehst etwas so aus.

Ach? dachte ich und versuchte den gesichtslosen Romeo, der in seinem Profil einzig sein Alter verrät, in ein Gespräch zu verwickeln. Ich machte sofort den Hinweis, dass für Transmenschen die Bezeichnung «transsexuell» unakzeptabel sei. Mein Gegenüber wurde ruhig – machte aber noch den Hinweis:

Aber es gibt auch viele Transen, die das mögen.

Ich begann zu grübeln. Fragte mich, was wohl dieser gesichtslose Romeo nun wirklich von mir wollte. Was hatte er für Erwartungen? Und ich fragte mich, ob die fragwürdige Berichterstattung von ’20 Minuten› in der letzten Woche über die wundersame «Verwandlung» von Caitlyn Jenner und über deren «bestes Stück» seine Fantasie anregte …

Noch während ich mir so meine Gedanken machte, meldete sich der Gesichtslose wieder:

Ficken jetzt bei dir ohne Gummi?

Ich merkte schlagartig, dass es auf dem Planeten «Romeo» doch eben schlicht nur um ein Thema geht und um nix anderes. Ich verzichtete auf den Hinweis auf Safer Sex-Regeln – und beendete den Chat … Dabei hatte ich noch die Frage im Hinterkopf, ob der Gesichtslose mit dem Motto «Gleichstellung ohne Grenzen» der diesjährigen Zurich Pride etwas anfangen kann und ihn die Vorkommnisse in Kiew berührten. Ich schlief unruhig letzte Nacht – nicht mal der ruhige Atmen meines Freundes neben mir im Bett konnte mich beruhigen …