(Nicht nur) Lesben sauer auf die Presse

Hallo Matthias Halbeis

Sie behaupten heute in ihrem Artikel im ‹Blick am Abend›, dass «Lesben sauer auf Schwule» seien. Wie mir scheint haben sie – vor allem gerade bei der Wahl des Titels – den gestern von der Lesbenorganisation Schweiz LOS veröffentlichten «Brief an die Presse» nicht aufmerksam gelesen. Ich jedenfalls habe diesen Brief anders verstanden – und ihre fette Schlagzeile sollte «Lesben sauer auf die Medien» lauten.

Sie zitieren aus dem «Brief an die Presse» der LOS richtig, es könne nicht sein, «dass die Minderheiten innerhalb einer Minderheit systematisch ignoriert» würden. Ist dieser Vorwurf an Pink Cross gerichtet? Im Weiteren stellt die LOS in ihrer Mitteilung mit «Bedauern und Erstaunen» fest, dass bei der «Berichterstattung zur Diversität der LGBTI-Organisationen die ganze Aufmerksamkeit auf eine einzige Organisation gelegt» werde. Sie interpretieren diesen Satz als «direkten Angriff» der LOS auf Pink Cross. Ich hingegen lese hier einen Aufruf an die Medien, doch endlich zu merken, dass die LGBT-Gemeinschaft «keine homogene Gruppe» ist, sondern «aus vielen Gruppierungen mit spezifischen Anliegen» besteht.

Aber eigentlich ist, lieber Matthias Halbeis, ihr Artikel ein Musterbeispiel dafür, den Vorwurf der LOS zu untermauern, dass eben Lesben (und auch Transpersonen, Bisexuelle, nicht-binäre Menschen und viele andere aus dem LGBTIQ-Spektrum) immer und immer wieder von den Medien übergangen werden.

Doch heute hat es doch geklappt – und (fast) alle aus der Community durften sich im Artikel äussern. So zitieren sie die LOS-Geschäftsleiterin Barbara Lanthemann («Wir arbeiten abgesehen davon gut zusammen»), Pink Cross-Geschäftsleiter Bastian Baumann («Es ist weder Aufgabe noch Kompetenz von Pink Cross, für Lesben oder Transmenschen zu sprechen») und TGNS-Präsident Henry Hohmann («Es ist tatsächlich so, dass sich das Interesse der Medien auf Pink Cross konzentriert»).

Somit freue ich mich nun auf eine vielseitige Berichterstattung aus meiner kunterbunten Community – auch im ‹Blick›. Und dabei geht doch eigentlich nur um das eine: wir wollen gleiche Rechte. Nicht mehr und nicht weniger! Und da sind wir uns alle einig …

Herzlichst, ihr Daniel Frey