Das neue Jahr ist erst ein paar Stunden alt, Vorsätze für das neue Jahr sind noch präsent und das alte Jahr steckt irgendwie noch in unseren Knochen.
Mit Verwunderung musste ich soeben feststellen, dass wegen meinem doch schon traditionellen Vorweihnachtsstress die Geschichte des Züricher Gemeinderats Daniel Regli fast unbemerkt an mir vorbeiging. Da sorgte der Historiker, Publizist und SVP-Politiker Mitte Dezember im Zürcher Gemeinderat für schallendes Gelächter, als er in einer Rede kühn behauptete, dass sich «Homosexuelle zwischen 30 und 40 das Leben nehmen, weil der Analmuskel nicht mehr hält, was er verspricht». Es sei vom Analsex hin zur Homosexualität «nur ein kurzer Weg».
Die Rede des Herrn Regli zeugt auch von einer ausgeprägten Transphobie. «Transsexualität» werde als «freiwählbares Geschlecht», unabhängig davon, ob mensch als Mann oder als Frau geboren wurde, propagiert: «Man darf heute nicht mehr pervers sagen, es heisst, dass sei bereits diskriminierend».
Klar, dass diese abstrusen Äusserungen von Gemeinderat Regli zu träfen Äusserungen führte. Beispielsweise: «Ich denke, dass eher bei manchen der Mund sich unkontrolliert und dünnpfiffartig verbal entleert, weil der Hirnmuskel nicht mehr hält, was er verspricht». Und im «Stadtblog» des Tagesanzeigers schrieb Réda El Arbi: «Wir haben Fundamentalisten unter uns. Und sie tragen keine Bärte». Diese würden «brav» am Sonntag in die Kirche gehen und in ihren Köpfen habe es keinen Platz für einen «Grundrespekt».
Seine homo- und transfeindliche Rede hielt Daniel Regli während einer Debatte über die städtischen Ausgaben für die sexualpädagogische Beratungsstelle «Lust und Frust», die Jugendliche unter anderem über Kondomnutzung oder sexuell übertragbare Krankheiten informiert. Jenseits anal-verbaler Äusserungen dürfen wir aber nicht vergessen, dass sexualpädagogische Fachstellen immer wieder unter politischem Beschuss stehen, weniger Geld erhalten oder gar abgeschafft werden sollen. Und da gilt es immer und immer wieder wachsam zu bleiben und Gegensteuer zu geben – ein sinnvoller Vorsatz für 2018.
Die Aussagen des Herrn Daniel Regli sind zudem von ihm «todernst» gemeint. Wer sich seine Worte im Audioprotokoll (Antrag 215) der Sitzung des Zürcher Gemeinderats vom 16. Dezember anhört, wird dies sofort erkennen. Und ich wage zu behaupten: Wären seine Aussagen in ähnlichem Masse frauenfeindlich wie sie homo- und transfeindlich sind, würde eine öffentliche Empörungswelle Daniel Regli politisch zum Rücktritt zwingen. Die Duldung seiner Aussagen zeugt vom fehlenden Feingefühl für die Diskriminierung LGBT in unserer Gesellschaft und der wirkliche Grund für die erhöhte Suizidrate.