Was für ein Käse: Die Öffnung der Ehe in der «Arena»

Für die LGBT+Family war die gestrige «Arena» des Schweizer Fernsehens nur schwer erträglich. Erschreckend, dass die Argumente der Ewiggestrigen noch immer die ähnlichen oder gleichen sind wie in der 1978 ausgestrahlten «Telearena».


Die parlamentarische Initiative «Ehe für alle» – eingereicht bereits vor fünf Jahren von Nationalrätin Bertschy.

Wir alle hier drinnen stammen doch von einem Mann und einer Frau – sind wir erzeugt worden. Das ist doch die normalste Sache der Welt! Und Grundlage unseres Staates, meine Damen und Herren, ist doch die Familie – Gemeinde, Kanton und Staat. Und ich habe noch nie gesehen, dass Homosexuelle dem Gnägi Ruedi einen Soldaten gestellt haben. («Telearena», 1978)

Appenzeller vermarkten ihre Sachen seit Jahrzehnten super – ihr Label. Oder? Man weiss was es ist, wenn man von Appenzeller‐Käse spricht: Grundzutaten und ein Prise Geheimnis. Und Ehe ist für mich auch wie eine Marke, wie ein Label «Mann und Frau» und eine Prise Geheimnis. Ich möchte, dass man weiss, was drin ist – und für mich ist das «Mann und Frau». («Arena», 2018)

Sicher: Emotionen haben direkten Einfluss auf Einschaltquoten und hohe Einschaltquoten machen eine Fernsehsendung top oder zu einem Flop. Gerade deshalb war die bemühte Sachlichkeit von Kathrin Bertschy eine regelrechte Wohltat: Die Öffnung der Zivilehe wird doch eigentlich durch die Bundesverfassung gestützt («Das Recht auf Ehe und Familie ist gewährleistet»). Auch definiert die Bundesverfassung die Zivilehe auch nicht als eine Verbindung zwischen «Mann und Frau».

Bastian Baumann in der «Mannschaft» und FELS (die Vereinigung der Eltern und Freund*innen von Schwulen und Lesben) auf Facebook stellen klar fest, dass in der Sendung die Eltern und die Geschwister von LGBT+Menschen fehlten: «Und es fehlten auch die Regenbogenfamilien mit erwachsenen Regenbogenkinder». Diese seien, wie FELS schreibt, die Verbündeten und die Verbindung zur heteronormierten Welt – und nicht die Lehmanns und Löffels, die immer und immer wieder uninformiert über ein verlogenes Familienbild diskutieren. Das macht uns etwas zuversichtlicher!

Eine journalistische Fehlleistung und das eigentliche Manko der gestrigen «Arena» war aber die Vermischung der Diskussion um die emotionale Leihmutterschaft mit der eigentlichen Diskussion um die Öffnung der Ehe und das Adoptionsrecht. Die Leihmutterschaft ist heute auch heterosexuellen Ehepaaren verboten. Die parlamentarische Initiative «Ehe für alle» – eingereicht bereits vor fünf Jahren von Nationalrätin Bertschy – fordert einzig die Öffnung der Ehe mit den gleichen Rechten und nicht mit mehr Rechte. Gleiche Rechte – nicht mehr und nicht weniger!