Die Ehe für alle als «Streitgesprächs» im Schweizer Fernsehen

Ich bin schon sehr gespannt auf nächsten Sonntag! Da strahlt das Schweizer Fernsehen um 10 Uhr in der «Sternstunde Religion» eine Diskussionsrunde zur «Streitfrage Ehe für alle» aus. Und da schrillen bei mir die innerlichen Alarmglocken lauter als die Kirchenglocken am Sonntagmorgen bei mir in Zollikofen.

Im Begleittext zur Sendung vom Schweizer Fernsehen steht zu lesen: «Homosexuelle sollen in der Schweiz schon bald heiraten dürfen». Stimmt, das Parlament diskutiert zurzeit über die längst fällige Öffnung der Zivilehe für gleichgeschlechtliche Paare. Die Ehe für alle sei jedoch in den christlichen Kirchen «sehr umstritten», steht im Begleittext weiter. Das kann ja schon sein, denke ich mir. Was aber haben Kirchen mit der Zivilehe zu tun? Rechtliche Gültigkeit hat eine Ehe erst, wenn sie auf dem Standesamt geschlossen wurde – und nicht in der Kirche. Somit ist die Diskussion über das «Modell Ehe von Mann und Frau» für traditionelle Christ*innen doch eigentlich grundsätzlich hinfällig – und die «Streitfrage» sollte doch nicht in einer «Sternstunde Religion» und schon gar nicht von kirchlichen Vertreter*innen geklärt werden, sondern von Menschen, die sich mit Staatsrecht und Verfassungsrecht auskennen.

So werden in der Sendung vom nächsten Sonntag also zwei Vertreter*innen der Kirchen, eine Vertreterin der christlich konservativen Stiftung «Zukunft CH» und eine Vertreterin des Dachverbands Regenbogenfamilien mit Moderator Norbert Bischofberger diskutieren.

Rechtsgleichheit – und sonst gar nichts!

Ich hoffe doch sehr, dass sich gerade auch die Stiftung «Zukunft CH» und ähnliche Organisationen endlich bewusst werden, dass bei der Diskussion rund um die Zivilehe Befindlichkeiten von Christ*innen nicht relevant sind. Bei dieser Diskussion geht es einzig um die Rechtsgleichheit für alle Menschen dieses Landes. Dabei bin ich mir bewusst, dass es für homosexuelle Gläubige wichtig sein kann, was ihre Glaubensgemeinschaft zu ihrem Lebensmodell sagt – und dabei immer und immer wieder vor den Kopf gestossen werden!

Gemäss dem Begleittext des Schweizer Fernsehens zur Streitfrage «Ehe für alle» in der «Sternstunde Religion» soll am nächsten Sonntag auch die Frage diskutiert werden, ob mit der Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren in Kirchen die «Grundpfeiler des Christentums auf dem Spiel» steht und so die traditionelle Ehe ins «Hintertreffen» gerät. Gleichzeitig segnet Papst Franziskus aber Rennautos – wie beispielsweise im letzten April vor der päpstlichen Audienz.