Am vergangenen Sonntag wurde in St. Petersburg die russische Menschrechtsaktivistin Elena Grigorjewa ermordet aufgefunden. Ob der Mord politisch motiviert war, ist zurzeit noch unklar. Allerdings war die Aktivistin auf einer inzwischen verbotenen Website aufgeführt, die zur Ermordung von queeren Aktivist*innen aufgerufen hatte.
Wie verschiedene Medien berichten, wurde die Leiche von Elena Grigorjewa mit mehreren Stichwunden im Rücken und Würgemalen am Hals in einem Gebüsch im Stadtzentrum von St. Petersburg gefunden. Eine Autopsie ergab, dass sie offenbar schon in der Nacht zuvor gestorben ist. Inzwischen soll die Polizei einen Verdächtigen festgenommen haben. Ob ein Zusammenhang mit Gewaltdrohungen besteht, die die 41-jährige Aktivistin regelmässig wegen ihrer öffentlichen Proteste erhalten hatte, ist nicht bekannt.
Keine «spürbaren» Reaktionen der Polizei
Elena Grigorjewa hatte sich regelmässig an diversen queeren Protesten in St. Petersburg beteiligt, sich aber auch immer wieder für die unterschiedlichsten Themen engagiert – für Krimtataren etwa oder gegen Folter und für Tierrechte. Nachdem sie sich als bi geoutete hatte, wurde sie regelmässig im Internet und in der Öffentlichkeit wegen ihrer sexuellen Orientierung bedroht. Sie habe Übergriffe regelmässig der Polizei gemeldet, worauf aber keine «spürbaren» Reaktionen erfolgt seien, wie Queer.de heute schreibt und sich dabei auf den Menschenrechtsaktivist Dinar Idrisow beruft.
Der Name von Elena Grigorjewa war auch auf einer inzwischen verbotenen Website aufgeführt, die zur Ermordung von LGBT-Aktivist*innen aufgerufen hatte. Mit dem Schlagwort «Das Comeback von Tschetschenien» waren Besuchende der Seite in einem vermeintlichen Spiel aufgefordert worden, die betroffenen Personen gegen eine Belohnung zu jagen. Das russische «LGBT Network» nahm die Bedrohungen ernst, allerdings blieb es offenbar bis zur Sperrung der Website unklar, welchen Einfluss sie hatte.