Ach Herrgott, Magnus, mein Junge, was soll nur aus uns werden?

Der letzte Ferientag im Diemtigtal und soeben die letzten Seiten meiner Ferienlektüre gelesen: «Der Irrläufer» von Gudmund Vindland spielt im Norwegen der 70er Jahre und erzählt die Geschichte des schwulen Yngve Vildein.

Das Buch «Der Irrläufer» ist der erste Roman des Journalisten und Autors Gudmund Vindland. Als es 1979 in Norwegen erschien, sorgte es für grosses Aufsehen und wurde zum Bestseller. Wohl nicht zuletzt auch wegen der direkten und schonungslose Sprache des Buches.

Ich betete nur mit einer Hand – mit der anderen wichste ich.

Aus den Befürchtungen wird für den 13-jährigen Yngve schnell eine Sehnsucht nach mehr. Heimlich trifft er sich mit Magnus in einem romantischen Waldstück und die Beziehung und Gefühle der beiden wachsen stetig. Belastet wird die Freundschaft allerdings nicht nur durch das stark religiöse Elternhaus von Magnus, sondern vor allem auch durch die Gesellschaft, die Schwule nicht akzeptiert.

Lieber Gott und Jesus, Verzeihung! Bitte macht, dass ich nicht so bin, und bitte macht, dass das vorbeigeht.

Die tiefe Freundschaft zerbricht und mit ihr auch Yngve. Für den Jungen beginnt eine lange Reise, die von der Suche nach seiner eigenen Identität angetrieben wird. Der «Irrlauf» ist geprägt durch Alkohol, Drogen, Sex, und Wahnsinn und endet in der Psychiatrie.

Meine Angst wuchs. Und auch meine Unzufriedenheit mit mir selbst. Ich beschloss, das magische WARUM? herauszufinden.

Um die Ursachen herauszufinden verschlingt Yngve unzählige Bücher und Fachliteratur über Homosexualität und deren Ursache.

Das Schönste, was die Herren Experten über mich zu sagen hatten, war: Ich war eine sexuelle Abweichung. Ein Auswuchs – ein Irrläufer –, für den es keine Hoffnung gab. Leider.

Die schonungslosen Schilderungen des Icherzählers Yngve zeichnen ein typisches Bild der Homosexualität in der Gesellschaft der 60er und 70er Jahren. Das Buch «Der Irrläufer» wird so 40 Jahre nach ersten Veröffentlichung zu einem wichtigen Zeitzeugen.

Die bekannte Familienidylle, Vater schlägt – Mutter kotzt, soll einerseits möglichst umgangen werden, denn sie kann zu lesbischen Töchtern führen. Andererseits wird sie aber niemals und unter keinen Umständen homosexuelle Söhne produzieren – eher das Gegenteil.

Die Fortsetzung der Geschichte von Yngve heisst «Sternschnuppen». Beide Bücher können in der Bibliothek von hab queer bern ausgeliehen werden.