In Gedanken bei Thomas und Oliver, Opfer von homofeindlicher Gewalt

Im Gedenken an Thomas L. auf der Facebook-Seite vom Verein CSD Dresden …

In diesem Moment findet in Krefeld (Nordrhein-Westfalen) eine Gedenkfeier in Erinnerung an die brutale Ermordung von Thomas L. statt. Er und sein Partner Oliver bummelten am 4. Oktober durch die Innenstadt von Dresden. Nach einer zärtlichen Geste wurde das Paar von einem Islamisten mit einem Messer attackiert. Thomas wurde dabei getötet und Oliver schwer verletzt. Der mutmassliche Täter – er ist den Behörden als «Gefährder» und IS-Anhänger bekannt – sitzt seither in Untersuchungshaft.

Und seit der fürchterlichen Tat reihen sich Widerwärtigkeiten an Widerwärtigkeiten. So verschwiegen zuerst die Ermittlungsbehörden wochenlang, dass der Tatverdächtige sich seine Opfer vermutlich wegen ihrer Homosexualität ausgesucht hatte. Ein Dresdner Oberstaatsanwalt weigerte sich, das Thema Homosexualität auch nur anzusprechen – das mögliche Motiv sei kein Thema für die Öffentlichkeit. Wörtlich sagte er gemäss dem Webportal Queer.de während einer Pressekonferenz auf die Frage, ob ein homofeindliches Motiv vorliege: «Zur sexuellen Orientierung der Opfer äussern wir uns nicht».

Diese Äusserung sei «despektierlich gegenüber den Opfern, die in einer Lebenspartnerschaft lebten, weil damit der Eindruck erweckt wird, homosexuelle Beziehungen seien anrüchig», schrieb daraufhin DIE LINKE.queer in einer Mitteilung. In anderen Fällen würde die Staatsanwaltschaft Lebenskonstellationen sehr wohl bekanntgegeben. Erst im September habe die Staatsanwaltschaft Dresden darüber berichtet, dass ein Mann «seine Lebensgefährtin» tötete.

In der Zwischenzeit hat die Bundesanwaltschaft den Fall übernommen – und diese setzen trotz lauter Kritik die Schweigespirale fort. In einer am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Medienmitteilung hiess es zum Motiv lediglich: «Der Beschuldigte handelte dabei aus einer radikal-islamistischen Gesinnung heraus. Er wollte die beiden Tatopfer als Repräsentanten einer von ihm als ‹ungläubig› abgelehnten freiheitlichen Gesellschaft auslöschen».

Auch über einen Monat nach der der Ermordung von Thomas werden am Tatort an der Dresdner Schlossstrasse Blumen niedergelegt. Darunter befinden sich allerdings auch Gedenkkränze von Rechtsextremen. Auf der Schleife eines besonders widerwärtigen Kranzes ist zu lesen: «Wir gedenken der Opfer der Merkel-Migrationspolitik und derer islamistischen Terrors».