Tausende Kirchenaustritte in Belgien

Gemäss kath.ch verlassen offenbar viele Menschen in Belgien aus Protest gegen das vatikanische Verbot der Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare die römisch-katholische Kirche.

Johan Bonny, Bischof von Antwerpen, erklärte während einer Online-Konferenz am Wochenende, dass rund 2000 Personen die Löschung ihres Taufeintrags in den Registern der flämischen Diözesen beantragt hätten. Ende März hätten etwa 700 vor allem junge Katholik*innen die Pfarreien seiner Diözese verlassen.

Der Bischof beklagte, dass die vatikanische Glaubenskongregation nicht vor der Veröffentlichung des Dokuments über das Verbot der Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare Mitte März die Bischöfe und die vatikanische Familienbehörde miteinbezogen hätten. Das Papier sei «theologisch schwach» und zeuge von einer «Unfähigkeit, zeitgenössische Entwicklungen in der biblischen, der Sakramenten- und der Moraltheologie» aufzunehmen.

Bischof Bonny verwies auf das Papstdokument «Amoris laetitia» von 2016, das eine Suche nach neuen, positiven Elementen in der Familienseelsorge widerspiegele. Es gehe um keine Ausweitung der sakramentalen Ehe, betonte Bonny; aber «es gibt verschiedene Möglichkeiten, einander zu lieben, aufeinander aufzupassen und Verantwortung in Kirche und Gesellschaft zu übernehmen».

Belgiens Bischöfe haben genug

Schon Mitte März hatte Bischof Bonny das vatikanische Verbot zur Segnung homosexueller Partnerschaften in ungewöhnlich scharfen Worten kritisiert. Er sagte damals, dass es nach den Skandalen der vergangenen Jahre entscheidend sei, «das Vertrauen der Gläubigen wiederzugewinnen, und deshalb sagen wir belgischen Bischöfe ‹genug ist genug!›». Er schäme sich für seine Kirche und sei wütend und gelte anzuerkennen, «dass sich die Zeiten geändert haben». «Wenn wir von ‹Sünde› sprechen, wo es um irreguläre Verhältnisse mit Blick auf unser Eheverständnis geht, so ist davon tatsächlich die Mehrheit unserer Gläubigen betroffen.» Es gehe nicht nur um Homosexuelle, sondern um alle, die anders zusammenleben, also auch Geschiedene etc. «Die Hälfte der Kirche in meiner Diözese lebt also demnach in Sünde», sagte der Bischof.