Homophobie und Frauenfeindlichkeit gehen Hand in Hand

Eine Studie beleuchtet einen bisher kaum diskutierten Aspekt der Gleichstellungspolitik. Sie untersucht Diskriminierung am Arbeitsplatz von Männern, die nicht cis-heteronormativen Vorstellungen entsprechen. 59 Prozent der Befragten erlebten Diskriminierung, und jeder Fünfte berichtet von Mobbing. Mehr als die Hälfte sind darum am Arbeitsplatz nicht geoutet. Eine Gleichstellungsarbeit, die entlang dem amtlichen weiblichen oder männlichen Geschlechtseintrag Diskriminierung erörtert und bekämpft, greift darum zu kurz.

«Umstrittene Männlichkeit» ist eine von Network in Auftrag gegebene Studie zu Diskriminierung von Männern, die aufgrund ihrer Geschlechtsidentität, ihrer sexuellen und/oder romantischen Orientierung sowie ihres Geschlechtsausdrucks an ihrem Arbeitsplatz Homophobie und/oder Diskriminierung erlebt haben. Sie basiert auf Daten von 127 detaillierten Fragebögen, die im Oktober 2021 während der Vernehmlassung zum neuen Gleichstellungsgesetz des Kantons Basel-Stadt gewonnen und ausgewertet wurden. 

Die Studie erweitert und bereichert den bisherigen Gleichstellungsdiskurs um die Dimension des Geschlechtsausdrucks. Damit können Diskriminierungsmechanismen erfasst werden, die bislang innerhalb der rein geschlechter-binären Sichtweise auf die Kategorien «Frau» und «Mann» übersehen wurden. Die Studie zeigt, wie stereotype Vorstellungen einer heteronormativen, hegemonialen Männlichkeit eine Abwertungslogik konstruieren, die ebenso frauenfeindlich wie homophob ist. Dabei wird diese Abwertungslogik nicht nur von cis-Männern angewendet, sondern von allen, die unabhängig von ihrem Geschlecht darauf zurückgreifen. Insofern beleuchtet diese Studie einen kaum diskutierten Aspekt in der bisherigen Gleichstellungsdebatte. 

Diskriminierung aufgrund der sexuellen/romantischen Orientierung, der Geschlechtsidentität und des Geschlechtsausdrucks ist deshalb ein gesamtgesellschaftliches, strukturelles Problem und betrifft keineswegs «nur» eine Minderheit. 

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