Gendern: Es geht um Gleichberechtigung

Meistens sind Eingaben im Parlament von Nationalräten langweilig, überflüssig selten lustig. Es gibt aber Ausnahmen. So eine Ausnahme – eine Parlamentarische Initiative – ist diejenige von Therese Schläpfer. 

Wer gewohnt ist, zu gendern, hat den Fehler im ersten Satz wohl schon bemerkt: Es gibt selbstverständlich auch Nationalrätinnen und solche, die sich weder als männlich noch als weiblich einordnen. Deshalb benutze ich halt das Sternchen und schreibe Nationalrät*innen. Normalerweise … Und schon sind wir beim Thema!

Zurück zu Therese Schläpfer. Sie politisiert für die SVP und ihre Ende September eingereichte Parlamentarische Initiative trägt die Nummer 22.475 und den Titel «Kein Gendern an den Hochschulen und Forschungsanstalten des Bundes».

Schon der Titel lässt aufhorchen. Nationalrätin Schläpfer schreibt in der Begründung, dass Sprachdebatten immer auch politische Debatten seien und es gehe immer auch «um kulturelle Dominanz und Macht»: «Deshalb gehört Gendern nicht an eine Hochschule – weil die Lehre möglichst unpolitisch sein soll». Zudem würde einzig «Standardhochdeutsch» die Wissensvermittlung sicherstellen. Eine «Gendersprache» dagegen verwirre die Studierenden nur und würde sie von der eigentlichen Aufgabe ablenken. Und eigentlich gehe es gar nicht um gendergerechte Sprache, sondern «offensichtlich um das Durchdrücken einer einseitigen Gleichstellungsmanie». Die vom Bund bezahlten Technischen Hochschulen sollten sich «auf ihre technischen Studienfächer konzentrieren und nicht ihre Studenten mit immer neuen Gendervorschriften bevormunden oder künftig gar mit Notenabzüge wegen ‹falschem› Gendern vom eigentlichen Sinn und Zweck der Hochschulen abhalten». Damit würde das Studium unnötig erschwert.

Kurzum: Den vom Bund geführten Technischen Hochschulen und Forschungsanstalten soll verboten werden, eine «neue Gendersprache» einzuführen.

Mitunterzeichnet haben die Parlamentarische Initiative von Theres Schläpfer u.a. auch Verena Herzog («Es braucht Vater und Mutter») und Albert Rösti («SVP-Mitglieder mehrheitlich gegen die ‹Ehe für alle›»).

Warum ist gendern aber wichtig?

Für mich ist es wichtig, dass alle Menschen gleichbehandelt und gleichberechtigt angesprochen werden. Deshalb ist mir auch das Sternchen wichtig. Den bei «Lehrerinnen und Lehrer» werden Menschen, die sich weder als «männlich» oder «weiblich» einordnen nicht angesprochen. Also ist für mich «Lehrer*innen» und «Partner*innen» richtig und wichtig (Oder «Lehrpersonen» und «Partnermenschen».) Denn es geht klar um Gleichberechtigung und darum, dass möglichst alle Personen sichtbar sind.

In der Begründung zu ihrer Eingabe schreibt Nationalrätin Schläpfer: «Das generische Maskulin ist eine Eigenheit der deutschen Sprache. Jeder versteht es.». Ich google nach «Generisches Maskulin» und finde die Erklärung der Universität Kassel: «Die Annahme, dass das Generische Maskulinum in der deutschen Sprache, d.h. die alleinige Verwendung männlicher Bezeichnungen, alle Geschlechter ‹mit meine›, hat sich in zahlreichen wissenschaftlichen Studien als falsch herausgestellt. Wo ausschliesslich Männer angesprochen werden, wird letztlich auch ausschliesslich an Männer gedacht. Als eine Form geschlechtergerechter Sprache eignet sich das generische Maskulinum daher nicht.»

Gendern funktioniert übrigens auch beim Sprechen. Baue einfach eine kurze Pause vor die angefügte weibliche Endung ein. Auch gesprochene Sprache darf sich verändern – muss sich verändern! Denn auch die gesprochene Sprache ist ein Teil der Gleichberechtigung.