Mein Wort zum Sonntag: Ein*e Bundesrät*in mit Queerness wäre schön

Am 7. Dezember wählt die Bundesversammlung die Nachfolgeperson von Ueli Maurer. Unbestritten ist: Die Nachfolgeperson muss von der SVP sein. Und: Seit Hans-Ueli Vogt sich für die Maurer-Nachfolge interessiert, sind die Chancen gross, dass wir den ersten «offen» schwulen Bundesrat erhalten. Grund zum Jubeln?

Kaum hatte Hans-Ueli Vogt seine Kandidatur bekannt gegeben, sorgte seine Homosexualität für Gesprächsstoff – und die Frage darüber, ob darüber überhaupt diskutiert werden soll und darf. Die Frage eines Journalisten, ob die Schweiz denn für einen homosexuellen Bundesrat bereit sei, eine Frechheit und fehl am Platz.

Ich persönlich finde: Ja, die sexuelle Orientierung von Hans-Ueli Vogt sollte unbedingt thematisiert werden. Denn …

Vor ein paar Tagen zeigt sich die Junge SVP in einer Medienmitteilung hocherfreut über die Kandidatur von Hans-Ueli Vogt. Als einziger SVP-Bundesratskandidat habe er die Absichtserklärung der Jungen SVP unterschrieben: «So ein Mann tut der Schweiz wahrlich gut».

Die Absichtserklärung der Jungen SVP Schweiz enthält drei Kernpunkte – darunter die «Beendigung des Woke-Wahns». Die «intolerante Woke-Kultur» sei in der Schweiz angekommen, schreibt die Junge SVP in der Medienmitteilung: «Von einem zukünftigen Bundesrat erwarten wir, dass er sich mit voller Kraft gegen den grassierenden Woke-Wahn einsetzt». Das beinhalte insbesondere «den Einsatz für unsere freiheitliche Kultur, für die Meinungsfreiheit, gegen Denk- und Sprachvorschriften, gegen Zensur und gegen den Transgender-Wahn».

Was Hans-Ueli Vogt unter «Transgender-Wahn» versteht, ist in der Ausgabe der Zürcher Ausgabe von ‹20 Minuten› vom 24. Oktober nachzulesen: «Wenn wir immer im Kopf behalten müssen, dass die Zweiheit der Geschlechter für jemanden abwertend sein könnte, sind wir nicht mehr frei im Sprechen und Denken».

Ja, es gibt mehr als nur «weiblich» und «männlich». Es gibt mehr als zwei Geschlechter. Die Aussage in ‹20 Minuten› wertet nichtbinäre Menschen klar ab.

Dass ein – wahrscheinlich – heterosexueller – wahrscheinlich – Mann wie noch Bundesrat Ueli Maurer mit seiner «Es»-Aussage nicht oder schlecht über nichtbinäre und trans Menschen informiert ist, kann ja noch irgendwie nachvollzogen werden. Von einem Hans-Ueli Vogt erwarte ich aber, dass er sich damit auseinandergesetzt hat und damit «verständnisvoll» umgeht – gerade, weil er schwul ist.

Ich hätte mir eine andere politische Vertretung unserer Community im Bundesrat gewünscht – eine*r mit mehr Queerness notabene.

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