Queerfeindliche Angriffe nehmen zu

Im Jahr 2022 wurden der LGBTIQ-Helpline 134 queerfeindliche Angriffe und Diskriminierungen gemeldet. Das sind fast drei Meldungen pro Woche und damit so viele wie noch nie – dies bei einer hohen Dunkelziffer. 

Die Zahlen zeigen deutlich, dass besonders trans Personen vermehrt Hate Crimes melden. So stammt fast ein Drittel der Meldungen von trans Personen und davon die meisten von nicht binären Personen. Diese Entwicklung ist auch auf die zunehmenden Feindseligkeiten von Politik und Medien besonders gegenüber nicht binären Personen zurückzuführen. Die LGBTQ-Dachverbände fordern Politik und Zivilgesellschaft dringend zum Handeln auf.

Der jährliche Bericht zu queerfeindlichen Hate Crimes

Jedes Jahr am 17. Mai, dem IDAHOBIT (International Day against Homo‑, Bi‑, Inter- and Transphobia), veröffentlichen die LGBTQ-Dachverbände Transgender Network Switzerland (TGNS), Lesbenorganisation Schweiz (LOS) und Pink Cross den Bericht zu LGBTQ-feindlichen Hate Crimes in der Schweiz. Dieser basiert auf Meldungen bei der LGBTIQ-Helpline, der Meldestelle für Hate Crimes und Peer-Beratungsstelle für LGBTIQ-Personen.

Seit einigen Jahren ist bekannt, dass LGBTQ-feindliche Hate Crimes in der Schweiz alltäglich sind. Nun hat sich die sichtbare Situation nochmals deutlich verschärft: Besonders Angriffe gegen trans Personen werden immer häufiger gemeldet. Da bei Angriffen gegen trans Personen von einer besonders hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss, lässt sich daraus allerdings nicht mit Sicherheit ableiten, ob auch tatsächlich mehr Hate Crimes verübt wurden. Alecs Recher, Leitung Rechtsberatung und Advocacy von TGNS, erläutert: 

«In den letzten Monaten werden die Existenzberechtigung und die elementarsten Rechte von trans Personen, und ganz besonders von nicht binären Personen und von Jugendlichen, zunehmend öffentlich in Frage gestellt. Dass sich auch der Bundesrat und Medien aktiv daran beteiligen, diesen Nährboden für Gewalt und Diskriminierung zu bereiten, ist absolut inakzeptabel. Denn diese feindliche Grundstimmung wirkt sich fatal auf die Sicherheit und die psychische Gesundheit von trans Menschen aus, wie die Zahlen leider deutlich zeigen. Vor allem im öffentlichen Raum erleben trans Menschen besonders viel Feindlichkeit. Es ist dringend, dass der Staat mit der Zivilgesellschaft zusammenarbeitet und uns unterstützt, um der tagtäglichen Transfeindlichkeit entgegenzuwirken!»

Die LGBTQ-Dachverbände sind besorgt über die aktuellen Entwicklungen. Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, sagt: 

«Ein Angriff auf trans Personen ist immer auch ein Angriff auf die ganze LGBTQ-Community! Ich erhoffe mir von der Gesellschaft, dass sie die Rechte von trans Menschen ebenso unterstützen, wie sie die Ehe für alle unterstützt hat. Nur gemeinsam können wir eine Gesellschaft schaffen, die frei ist von rückständigen Geschlechterrollen. So können alle Menschen freier leben.»

Doch um dies zu erreichen, sind Bund und Kantone gefordert, nicht nur Massnahmen zu versprechen, sondern auch zu handeln. Salome Trafelet von der Geschäftsstelle der LOS

«Vor knapp einem Jahr wurde das Postulat für einen nationalen Aktionsplan gegen LGBTQ-Feindlichkeit angenommen. Der erste Austausch mit dem Eidgenössischen Büro für Gleichstellung (EBG) zur Umsetzung dieses Postulats fand bereits statt – wir hoffen, diese Zusammenarbeit in Zukunft noch auszubauen».

Gemäss einer Medienmitteilung