Beige und braun sind Mode


Thema «Liebe Sex Aids Gewalt» im ’numero› des Ursus Club

1994: Fast gleichzeitig mit meinem äusseren Coming-out begann ich mich «queer» zu engagieren: Ich wurde Chefredaktor des ’numero›, der damaligen Zeitschrift des Ursus Club Bern.

Dass ich neuer Chefredaktor des ’numero› sei und Nachfolger von Hansjürg Wiedmer, gab im Heft vom Oktober 1994 der damalige Herausgeber des ’numero› bekannt: «Neuer Chefredaktor ist – ab sofort – Daniel Frey, der bereits seit einiger Zeit in der Redaktion mitarbeitet und beachtliche Beiträge schrieb. Ihm wünschen wir in diesem Amt viel Glück und Spass» … Viel Spass hatte ich mit dem Job tatsächlich – bis hin zum Untergang des Ursus Club Ende 1996.

Chefredaktor? Herausgeber? Natürlich, wir vom Ursus Club waren schliesslich Kommerzschwestern und liebten ganz offensichtlich Hierarchien – im Gegensatz zu den Politschwestern der HAB. Politisch war das ’numero› aber trotzdem. Und ich schrieb meinen wohl ersten politischen Kommentar. Damals hatte das Schweizer Volk gerade das Antirassismus-Gesetz knapp mit 55 Prozent angenommen. Die Stimmbeteiligung betrug 45 Prozent (in der Stadt Bern 51 Prozent).

Fast jeder zweite Schweizer, fast jede zweite Schweizerin hat sich somit vom unsachlichen Abstimmungskampf (Fremdbestimmung durch die UNO, Überfremdung, Einschränkung der Meinungsfreiheit) der rechten Parteien beeindrucken lassen und wäre bereit gewesen, den Neonazis und anderen Rassisten einen rechtsfreien Raum zu gewähren.

Und sofort machte ich den Link zur Modewelt. Die Farben beige und braun «in allen Schattierungen» waren damals Mode: Hosen aus braunem Cord, Jacken aus beigem Tweed, beigebraune Holzfällerhemden, schwarze Gilets.

Doch wer die Farbe beige und braun nicht mag, «darf» auch auf die Farben rot und grün zurückgreifen und die Klamotten der letzten Saison tragen. Aber nur, wenn es anders nicht geht.

Beängstigend wie sich in den letzten Jahren auf dem politischen Parkett nicht viel verändert hat. Geändert hat sich zum Glück Aids. Schwerpunkt im ’numero› vom Oktober 1994 war «Liebe Sex Aids Gewalt». Und im Heft eine quälend lange Liste der Aids-Toten.