Auf der Bühne des Stonewall Award 2010
2004: Meine erste GAYRADIO-Sendung startete ich mit den Worten «Guete Abe mitenand!», Thema war die «sogenannte Gay Community». GAYRADIO selber ging ein paar Monate zuvor erstmals auf Sendung. Gegründet hat die Sendung auf Radio RaBe der leider viel zu früh verstorbene Andreas Blum.
Vier Jahre nach Andreas Premiere und drei Jahre nach meiner Premiere schrieb Peter Wäch im damaligen ‹Kontakt› unter dem Titel «Die warme Welle lebt» einen Artikel über uns:
Wer heiss auf schwules Radio ist, ist mit gayRadio auf jeden Fall bestens bedient. Gutes Radio wird goutiert. Und das beileibe nicht nur von einer lesbischwulen Hörergemeinde, sondern auch von einer Vielzahl Wohlgesinnter und offener Menschen vom, pardon, ganz anderen Ufer.
Auch ein paar bekannte Gäste waren schon bei mir im GAYRADIO-Studio. Gerne denke ich an das Interview mit Patrick Rohr zurück, der mir mehr anvertraute als er dies vor dem Gespräch vorhatte. Ein schöneres Kompliment gibt’s nicht, denn er hatte sich so wohl gefühlt, dass er vergessen hat, dass ich ein Mikrofon in der Hand halte.
Mein skurillster Gast kam mit einem falschen Namen ins Studio. Während der Sendung kam heraus, dass er gar nicht schwul war, sondern Frau und Kinder zu Hause hat. Dies hinderte ihn aber nicht über sein Hobby zu plaudern: er lässt sich gerne stundenlang in Käfige einsperren …
Und das schönste Feedback hat mich im Juli 2011 erreicht. Scheu und leise klopfte im Chat der knapp 20‐jährige S. an und schrieb:
was hani wele säge … vill eigentli! merci fürs gay-radio!! hat mich quasi durch mein coming-out begleitet … die stimme meines coming-outs quasi … und ich habe mich bei meinen eltern auch geoutet, während einer sendung… es hat mir einfach mehr mut gemacht als alles andere …
Sehr stolz bin ich noch heute auf die Nomination für den Stonewall-Award im Jahr 2010. Mit dem Preis wurde bis 2011 eine Einzelperson, eine Gruppe oder eine Organisation gewürdigt, die sich in besonderem Masse für die Anliegen lesbischwuler Menschen eingesetzt hat – sei das in Politik, Gesellschaft, Kultur, Sport, Wirtschaft oder einfach im täglichen Leben. Ich wurde für mein Engagement für GAYRADIO und meine Mitarbeit innerhalb der HAB vorgeschlagen. Gewonnen habe ich nicht – aber auf der Pride-Bühne zu stehen, war Lohn genug …